Wien Marathon

WIEN MARATHON 2018

durch J. Lingnau

 

2:45 – diese verdammten 2:45 wollen einfach nicht fallen. Beim letzten Versuch vor ein par Jahren kränkelte ich zum Marathon und lief enttäuscht in 2:52 ein. Aber dieses Jahr will ich’s wirklich wissen, und so schreibe ich mir in einem Anflug von Größenwahn einen Wochenschnitt von 130km auf den Trainingsplan. Geworden sind es in den letzten 9Wochen 112, was sich dann auf 1000km addiert, was ja auch nicht wenig ist. So wurden bei durchschnittlich 0°C fleißig km gesammelt, und ausgiebig auf diesen ewigen Winter geschimpft. Nach all den Höhen und Tiefen, die eine Wettkampfvorbereitung mit sich bringt, stand ich dann in Wien, um 9Uhr, bei 20Grad, im ersten Startblock. Mit dem Wissen: es wird noch 10Grad wärmer, das wird heute nichts. Und so wurde es.

Meine Strategie: solange es noch erträglich ist meine 3:50pace laufen, und mit zunehmender Wärme, Tempo raus nehmen. Bis zum Halbmarathon ging es auch erstaunlich gut (als hätte ich darauf trainiert). Im Wiener Prater ist erfreulicherweise auch morgens noch viel Schatten. Doch langsam steigt die Sonne unaufhaltsam am Himmel und damit auch die Temperaturen, die sehnlichst begehrten Schattenpassagen schwinden immer mehr. Zurück bleibt der ernüchternde Gedanke, das es einfach eine bescheuerte Idee ist, bei 30Grad einen Marathon zu laufen. Aber die Hälfte ist ja schon geschafft.

Da ich immer versuche konstant zu laufen, fängt jetzt langsam die Überholorgie an. Mir torkeln die Helden der ersten Hälfte fast entgegen, und mit Mitleid denke ich mir: Das wird für die ja noch richtig lang. Ab km 30 formt sich in meinen Oberschenkeln der Quadtrizeps zu einer unförmigen, trägen Masse. Aber was soll’s, wenn man keine Schmerzen mag, mag man auch keine Wettkämpfe. Doch die Motivation schwindet mit jedem Blick auf die Uhr. Ich werde einfach immer langsamer, der Magen will schon lange nichts mehr aufnehmen, ich kippe mir schon seid km5 alles rein und rüber was ich in die Hand bekomme. Einfach nur halbwegs mit Würde finishen, das wäre ´ne Sache. Lange Rede, kurzer Sinn, nach 42,2km ist nach 2:53 Schluss.

Gesamtplatz 67 – 8ter Deutscher

 

Resümee:

– Für das Wetter kann natürlich keiner was, war einfach zu heiß.

– keine Ahnung wer die Strecke vermessen hat, wir hatten alle über 43km auf den Uhren

(egal ob Suunto, Garmin, Polar)

– mit Sub3h ist man ja nicht der Langsamste, der Zielbereich ist aber schon vollgestopft mit den Halbmarathonläufern, man muss überall anstehen

– besonders zu Anfang mehr Zuschauer als erwartet

– für 100€ gibt es folgende üppige Zielverpflegung: 1Wasser, das obligatorische Erdinger, und die fotografierte Tüte, wird man auf jedem Dorfrennen besser versorgt.