Countdown: in 45 Tagen ist es soweit!

Countdown: in 45 Tagen ist es soweit!

durch J. Lingnau

 

Hannover, 11.Juni,

Drückende Schwüle und 30Grad im Schatten.

Was wäre das einzig Richtige an so einem Tag? Richtig, Triathlon! Sprint/Mittel oder Halb? Nein, meine glorreiche Idee:

Als Vorbereitung für meinen Hauptwettkampf in Köln, die Langdistanz in Hannover direkt aus dem Grundlagentraining.

Genial oder?

Die billigste und bestimmt auch familiärste Langdistanz Deutschlands, ist bestimmt der Wasserstadttriahtlon Limmer und ich muss sagen, die mit Abstand besten Nudeln. Da man auf dem Wettkampfgelände zelten konnte, ist auch der Wettkampfmorgen sehr entspannt. Das Rad konnte man erst 1Stunde vor dem Start einchecken, deshalb war es auch die erste Langdistanz, bei der ich noch am Morgen eine Runde Fahrrad gefahren bin. Die schon legendäre Besprechung auf „Denglisch“ wurde mangels ausländischer Starter leider nur auf Deutsch gehalten.

Nun zur Hauptsache:

Start 7:00Uhr, 2 Runden im Limmer-Kanal.

Im Ziel hörte man immer wieder dasselbe: Sehr einfach zu schwimmen, allerdings eher langsam, mit dem Bojen setzen ist das ja immer so eine Sache, wie genau die sind. Da bei Rennen unter dem i-Logo die Strecken immer zu kurz sind und diese Zeiten dann als Vergleich dienen, denk ich einfach mal in Hannover war die Strecke zur Abwechslung mal wirklich 3,86km lang. So bin ich ohne sonderliche Probleme nach 1:05h als Neunter dem Wasser entstiegen, und es folgte der angekündigte über 300m lange Weg zur Wechselzone. Tags zuvor dachte ich noch: Das ist nie so lang, doch war es. Daher waren die beiden Wechselzeiten auch sehr lange, leider funktionierte die Zeitmessung nicht wie versprochen, deshalb sind die Wechselzeiten nicht extra, sondern in den Schwimm/Rad/Lauf Splits enthalten. Das Aufspringen auf die schon eingeklickten Radschuhe war ungefähr so grazil wie Calli Calmund beim Eiskunstlauf, meine Frau hatte kurz zuvor die Kamera ausgemacht, Puh Glück gehabt. Für die 180km hatte ich mir einen 37’er Schnitt vorgenommen, also ca. 4:50Std. Nur blöd wenn der Quadtrizeps schon ab dem ersten km anfängt zu ziehen. Naja, das wird sich schon noch rausfahren. (Vielleicht sollte man doch länger als 4 Tage tapern?) Und es hörte dann auch wirklich nach 2h auf. So nebenbei, gibt es denn etwas schöneres als auf einer Autofreien Straße einfach aufs Pedal zu latschen und auf dem Tacho die 4 vorne stehen zu sehen? Ja, eine 5, aber wir sind ja nicht bei der Tour. Zur Strecke selbst gibt’s nicht viel zu sagen, 6 Runden flach, verwinkelt durch einige kleine Ortschaften, größtenteils nur einseitig gesperrt. Jede Runde gibt mir meine Frau die Platzierung durch, 9ter 13min / 7ter 9min / 5ter 6min / 3ter 6min. Und dann kommt das, was kommen musste, das Elend nimmt seinen Lauf. Mir geht der Saft aus. Bei km 150 geh ich hoch. Es fehlen halt doch noch GA2-km. Gnadenlos sinken die Wattwerte. Inzwischen pfeif ich mir alles rein, was ich zu fassen bekomme und versuche so langsam wie möglich zu sterben. Jetzt wäre es schön wie in Frankfurt, wo es man sich die letzten 20km rollen lassen kann. Jetzt wird es windiger, sobald ich aufhöre zu treten, steh ich. Zu allem Überfluss kommen jetzt auch noch diese Mitteldistanzler auf die Strecke. Inzwischen ist mein IQ auf die Höhe eines Zwieback gesunken, um das zu untermauern schaff ich es irgendwie eine Flasche so wegzuwerfen, dass ich selber darüber fahre – ganz großes Kino. Auf der letzten Runde falle ich von Platz 2 auf 4 zurück.

Der Abstieg vom Rad klappt wenigstens besser als der Aufstieg. In der Wechselzone nehme ich mir sogar noch die Zeit um mich einzucremen, gebracht hats wenig, bekam trotzdem einen Sonnenbrand. Eigentlich wollte ich auf 4:20-30 anlaufen, da ich aber schon hochgegangen bin, wollte ich doch auf Nummer sicher gehen, und schlurfe im 5’Schnitt los, der geht ja immer. Mal schauen was der Marathon mit dem Körper so macht. Klassische 4 Runden gab es zu bewältigen, teils schattig, teils pralle Sonne. Negativ hervorzuheben seien die Verpflegungsstaionen: Sehr kurz, wurden sie oft von Atlethen aus 2 Richtungen angelaufen, was die anscheinend unerfahrenen Helfer natürlich überforderte. Über die Temperatur des gereichten Wassers schweige ich mich besser aus. Egal es gibt wichtigeres. Die Kilometerschilder standen natürlich überall, nur nicht alle 1000m. Das dürfte den meisten dank GPS egal sein, meiner unerheblichen Meinung nach kann man die Schilder auch komplett sein lassen, wenn die Abstände dazwischen nicht passen.

So lief ich ungeachtet der immer drückenderen Schwüle (kaum im Ziel sollte es Gewittern) meine Runden. Schön anzusehen war das Schloß Herrenhausen, das wie man uns im Vorfeld berichtete, das Wahrzeichen Hannovers sei. Wie schon auf der Radstrecke, hätte man Zuschauer vergeblich gesucht, nur am Kanal schüttelten Leute in Badehosen und Bikini ungläubig den Kopf, wenn man lächelnd an ihnen vorbeilief, während sie sich im Wasser abkühlten. Aber wer auf Aplaus angewiesen ist, geht dann doch lieber zum Marathon nach Berlin, oder nach Roth. An sich ist es schon ein cooles Gefühl unter den ersten auf die Laufstrecke zu gehen und man um sich niemanden sieht. Den 3ten muss ich anscheinend während des Wechsels überholt haben. Da ab Runde 2 immer mehr Mitteldistanzler die Strecke fluteten, war ein Überblick nicht mehr möglich. Meine Frau gab mir tapfer den Abstand zum 1. durch, der war mir aber schon egal. Ich wollte das Ding so einfach es ging mit Würde zu Ende bringen. Als ich auf die letzte Runde ging wusste ich, jetzt wird nichts mehr passieren. Und wirklich, meine Uhr blieb bei 3:32 stehen, wobei schon ein paar Minuten durch das immer nötiger werdende abkühlen draufging. Rückblickend wäre es sicher schneller gegangen, aber es war die richtige Entscheidung locker zu laufen. So konnte ich 2 Tage später wieder trainieren und eine Woche später fühlte ich mich schon wieder wie zuvor. Wirklich schade war, das man selbst als 3ter Mitten in einem Pulk 5Stunden Mitteldistanzler ins Ziel einläuft. Die Zielverpflegung entpuppte sich als Wasser, Cola und Wassermelone, da habe ich schon üppigeres gesehen. Naja, man zahlt halt auch nur knapp über 100€. Dafür kann man wirklich einen grundsoliden Wettkampf bestreiten.

Über einen 3ten Platz darf man sich ja grundsätzlich nicht beschweren, deshalb tu ich das auch nicht, sondern lecke mein Wunden und wetze die Messer schon mal, den Karlsfeld kommt bestimmt.

 

Da es mit den Bildern nicht so gut geklappt hat, sei wen es interessiert, auf folgenden Link verwiesen.

https://www.meine-sportfotos.de/de/fotos/?sortby=picturedate&eventvalue=182&sporttypevalue=0&startnumber=%201018